Ein Indie-Adventure weckt Erinnerungen an die goldene Ära der Point-&-Click-Spiele.
Wenn ein Spiel im Jahr 2025 das Wort „Abenteuer“ wirklich verdient, dann ist es The Adventures of Bryan Scott. Schon die ersten Minuten der spielbaren Demo verraten: Hier steckt viel Herzblut drin. Handgezeichnete Hintergründe, geschmeidige Animationen und Dialoge, die den Charme vergangener LucasArts-Zeiten atmen – und das alles aus der Feder eines kleinen Entwicklerteams namens Radio Silence Studios.
Und doch ist das kein reines Retroprojekt. The Adventures of Bryan Scott fühlt sich nicht nur an wie ein Echo von Baphomets Fluch, The Longest Journey oder Runaway – es will selbst dazugehören. Und es hat gute Chancen.
Ein Archäologensohn, der keine Abenteuer mag
Im Zentrum steht Bryan Scott, ein Architekt mit Hang zur Ordnung und einem ausgeprägten Widerwillen gegen alles, was nach „Indiana Jones“ riecht. Kein Wunder – schließlich war sein Vater, der berühmte Archäologe John W. Scott, sein Leben lang auf der Jagd nach Legenden und ließ die Familie oft zurück.
Als Bryan eines Tages ein mysteriöses Paket mit dem Tagebuch einer verschwundenen Schatzjägerin erreicht, ist es mit der Ruhe vorbei. Das Ziel? Der sagenumwobene Schatz der Königin von Saba. Der Haken? Eine zwielichtige Organisation namens „The Black Fist“ ist ebenfalls auf der Suche. Es beginnt ein Wettlauf quer durch den Nahen Osten – zwischen Wüstenstädten, Ruinen und Rätseln.
Klick, Kombiniere, Genieße
The Adventures of Bryan Scott präsentiert sich als klassisches 2D-Point-&-Click-Adventure mit moderner Technik und altbewährtem Design. Per Mausklick bewegen wir Bryan durch liebevoll animierte Szenerien, sammeln Objekte ein, kombinieren sie oder nutzen sie im richtigen Moment. Gespräche mit skurrilen Nebenfiguren bieten nicht nur Hinweise, sondern auch trockenen Humor.
Die Entwickler setzen auf einfache Bedienung – ein Klick genügt meist. Was komplex wirkt, liegt in den Rätseln selbst: clever, nachvollziehbar und nie unfair. Auch das Inventarsystem ist übersichtlich gehalten, die Hotspot-Anzeige hilfreich ohne zu entzaubern.
Besonders positiv: Die Demo zeigt bereits, wie wichtig die Inszenierung ist. Kamerafahrten, Musikwechsel, sogar Zwischensequenzen in Spielfilmmanier sorgen für Kino-Gefühl. Und genau das macht das Spiel so charmant: Es will nicht nur ein gutes Adventure sein – es will dich mitreißen.
Starke Stimmen für starke Szenen
Ein echtes Highlight ist die Sprachausgabe. Mit Alexander Schottky (Deutsch) und Rolf Saxon (Englisch) wurden keine Geringeren als die George-Stobbart-Sprecher aus Baphomets Fluch verpflichtet. Schon beim ersten Dialog fühlt man sich zuhause – das ist mehr als nur Fanservice, das ist kluges Sounddesign. Die Musik? Orchestral, atmosphärisch und dezent interaktiv. Gänsehaut garantiert.
Hinzu kommt eine breite Lokalisierung: Acht Sprachen sollen unterstützt werden – darunter Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch.
Ein Spiel mit Seele – und Support
Die Entstehungsgeschichte passt zum Indie-Geist: Über Kickstarter finanziert, mit über 1.000 Unterstützern, bringt das Projekt viel Community-Nähe mit. Die Entwickler teilen Einblicke auf ihrer Website und sind aktiv im Austausch mit Fans – etwa beim Feintuning der Demo oder beim Balancing einzelner Rätsel.
Wer mag, kann die Demo bereits auf Steam oder itch.io kostenlos ausprobieren. Der Release der Vollversion ist für Dezember 2025 geplant – für Windows, macOS und Linux.
Ein Fazit mit Nostalgiebrille – aber nicht blind
Natürlich, wer mit den Klassikern von LucasArts oder Revolution Software groß geworden ist, wird an jeder Ecke ein Déjà-vu erleben. Aber das ist keine Schwäche – es ist Stärke. The Adventures of Bryan Scott wirkt wie ein modernes Liebesbrief-Spiel: nicht aus der Zeit gefallen, sondern in ihr verankert. Es erinnert uns daran, dass gute Geschichten, liebevolle Details und authentische Sprecher auch heute noch funktionieren – sogar besser denn je.
Wer sich nach klassischem Abenteuer sehnt, nach Point, Click und echter Entdeckungslust – der sollte dieses Spiel im Auge behalten.