Nach Jahren des Wartens kehrt die legendäre Mafia-Serie mit „The Old Country“ zu ihren sizilianischen Wurzeln zurück. Hangar 13 verspricht eine authentische Reise ins frühe 20. Jahrhundert, doch trotz einiger glänzender Momente offenbart das Spiel bedauerliche Rückschritte gegenüber seinen Vorgängern.
Die Stärken: Atmosphäre und Erzählkunst par excellence
Visuell ist „The Old Country“ ein sehr gelungenes Spiel. Die detailverliebte Darstellung des historischen Siziliens ist atemberaubend. Von den staubigen Dorfstraßen bis hin zu den prächtigen Villen. Die Entwickler haben eine (fast) glaubwürdige Welt geschaffen, die den Spieler sofort in die Ära der entstehenden Cosa Nostra eintauchen lässt.
Die Geschichte um Enzo und seinen Aufstieg in der kriminellen Hierarchie ist packend erzählt. Die Charakterentwicklung ist nuanciert und vermeidet platte Stereotypen. Besonders die familiären Bindungen und moralischen Konflikte zwischen Tradition und Moderne werden überzeugend dargestellt. Die deutschen Sprecher liefern durchweg solide Leistungen ab, auch wenn die englische Originalfassung authentischer durch den italienischen Akzent wirkt.
Das Gameplay
Stealth, Stealth, Stealth und nochmal Stealth. So kann man es am besten Beschreiben. Leider ist das Gameplay dieses mal der Knackpunkt des Spiels. Missionen laufen zu oft nach dem gleichen Muster. Stealth – Messerkampf zum Ende!
Die Messerkämpfe sind die ersten zwei male lustig, werden aber aufgrund der Länge und der fehlenden Komplexität schnell langweilig und lästig. Stechen, schlitzen, ausweichen!
Brüche zum klassischen Gameplay
Volle Straßen voller Leben? Eine Minimap, die dich durch Straßen und Gassen lotst? Genug Freiheit, die kleinen Städtchen zu durchstreifen, ohne auf eine Mission zurückgestampft zu werden? Nein, dieses mal nicht!.
Verkehr gibt’s nur selten. Die Welt ist wie ein Museumsstück: hübsch, ruhig, aber irgendwie ohnmächtig. Du darfst sie bestaunen, aber mehr oft nicht.
Das Verkehrsproblem
Die Straßen Siziliens wirken gespenstisch leer. Wo in „Mafia“ und „Mafia II“ ein lebendiges Verkehrstreiben herrschte, begegnet man hier nur sporadisch wenigen Fahrzeugen. Diese Entscheidung zerstört die Immersion erheblich. Eine sizilianische Stadt ohne Verkehr fühlt sich an wie eine Filmkulisse nach Feierabend.
Fehlende Minimap
Der Verzicht auf eine Minimap ist ein rätselhafter Designfehler. Navigation wird zum Geduldsspiel, da man ständig das Hauptmenü öffnen muss, um sich zu orientieren. In einer Zeit, wo selbst die klassischen Mafia-Spiele intuitive Navigationshilfen boten, wirkt diese Entscheidung wie ein Schritt zurück ins Jahr 2002.
Eingeschränkte Erkundung:
Besonders frustrierend ist die mangelnde Möglichkeit, bereits besuchte Gebiete erneut zu erkunden. Nach Missionsabschluss sind viele Bereiche dauerhaft gesperrt, was Achievement Jäger vor unlösbare Probleme stellt. Sammelobjekte oder verpasste Geheimnisse können oft nicht nachgeholt werden.
Eingeschränkte Freiheit:
Eine gehetzte Linearität. Wo „Mafia II“ noch echte Entscheidungsfreiheit bei der Herangehensweise an Missionen bot, führt „The Old Country“ den Spieler an der kurzen Leine durch vorgegebene Pfade.
Es gibt einfach nicht viele Möglichkeiten die Karte frei zu erkunden. Und wenn, dann wird einem die Lust, einfach durch die Stadt zu fahren und die Atmosphäre zu genießen, durch das ständige hinweisen auf die Mission; vermiest!
Fazit: Verpasste Gelegenheit trotz starker Story
- Atmosphäre & Story: Großartig. Authentisch. Kino in Pixeln.
- Spielwelt & Freiheit: Schöner Dekobereich, aber kein Spielplatz. Keine Minimap. Wenig Luft zum Atmen.
- Stealth & Kämpfe: Teils nervig, teils ermüdend. Modern geht anders.
- Erkundung & Wiederspielbarkeit: Fehlanzeige für Sammler oder Trophäenjagd-Fans.
Die Serie hat ihre Identität als atmosphärische Open-World-Erfahrung aufgegeben zugunsten einer straff inszenierten, aber letztendlich einengenden Erzählung. Fans der klassischen Mafia-Spiele werden die verlorene Freiheit schmerzlich vermissen.
Für Newcomer bietet das Spiel eine solide Story, doch Veteranen der Serie sollten ihre Erwartungen entsprechend anpassen. „The Old Country“ ist ein gutes Spiel, das hätte großartig sein können.
Mafia: The Old Country

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